"Von grünen Smoothies zur Ghee-Liebe: Wie mich Ayurveda vom Kopf bis zu den Zehen auf den Boden zurückbrachte."
- Stefanie Julia Dill
- 7. Okt. 2024
- 9 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Okt. 2024

Inhalt in diesem Artikel:
1. Mein Weg zu Ayurveda
2. Warum solltest du dein Dosha in Balance halten?
3.5 Tipps dein Dosha im Alltag zu balancieren
4. Ayurveda: Dein geheimer Werkzeugkasten.
#1.Mein Weg zu Ayurveda
Wie so oft beginnt eine Leidenschaft mit einer persönlichen Geschichte.
Meine erste Begegnung mit Ayurveda hatte ich in einer Phase meines Lebens, in der ich mich ganz tief unten fühlte. So weit ich zurückdenken kann, bin ich immer rastlos durchs Leben gestolpert, mit diesem unaufhörlichen Gefühl: „Da muss doch noch mehr sein." Ich hatte gerade meine Ausbildung zur Heilpraktikerin abgeschlossen und war Feuer und Flamme für die Welt der alternativen Medizin.
Während meiner dreijährigen Ausbildung konnte ich verschiedene naturheilkundliche Ansätze kennenlernen, darunter Augendiagnose, TCM, Homöopathie, Phytotherapie und die traditionelle europäische Medizin (TEM).
Doch trotz all dieser faszinierenden Themen hatte ich noch nicht das gefunden, was mein Herz wirklich berührte. Statt innezuhalten und mich zu fragen, was ich wirklich wollte, tat ich das, was ich schon immer getan habe: Ich lief davon. Und so beschloss ich, erst einmal auf Reisen zu gehen...
Es war Regenzeit, und ich saß in einer einfachen, heruntergekommenen Hütte an einem Strand in Indien. Zu dieser Zeit ging es mir nicht gut. Ich war komplett aus meiner Mitte geraten, wusste nicht, was ich wollte, und hatte das Gefühl, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Mein Körper fühlte sich aufgebläht an, ich war ständig wütend und gleichzeitig völlig überdreht. Dabei ernährte ich mich „perfekt" – so, wie es in den Magazinen stand. Kein Fett, möglichst wenige Kalorien und stundenlanger Ausdauersport.
Ich hatte viel Zeit und fing an, auf YouTube Videos anzuschauen. Dabei stieß ich auf eine Reportage über einen ayurvedischen Arzt mit langem, weißem Bart. Er lebte irgendwo im Nirgendwo in Indien und behandelte seine Patienten nach den Prinzipien der Ayurveda. Zu meinem Erstaunen beschrieb er genau die Symptome, unter denen ich litt. Es war, als würde er direkt zu mir sprechen.
Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass mich jemand wirklich versteht. Das Konzept von Ayurveda zog mich sofort in seinen Bann.
Schließlich suchte ich einen Ayurveda-Arzt auf, um herauszufinden, was wirklich in meinem Körper und Kopf vorging. Das Wartezimmer war überfüllt – wie fast jeder Ort in Indien – und ich wurde von den anderen Patienten freundlich und neugierig beäugt. Ich hatte absolut keine Ahnung, was mich erwarten würde.
Schneller als gedacht, wurde ich in das Behandlungszimmer geführt, das eher wie eine Abstellkammer wirkte. Vor mir saß ein junger Mann, ohne Bart – ganz anders als der weise, bärtige Arzt aus der Reportage. Er nahm meinen Puls und schaute sich meine Zunge an. Dann begann er, mir die ungewöhnlichsten Fragen zu stellen: Wie sieht dein Stuhlgang aus? Welche Gedanken hast du? Was träumst du? Knacken deine Gelenke oft? Hast du Schmerzen während deiner Periode? Ich fragte mich, wie diese Dinge alle zusammenhängen könnten...
Nach einer Stunde voller Fragen und Untersuchungen sah er mich mit einem ernsten Blick an: „Du hast eine starke Disbalance in deinem Vata-Element. Entdecke hier dein Dosha! Dein Körper ist zu trocken und zu kalt. Wenn du jetzt nichts änderst, wirst du bald ernsthafte Probleme bekommen. Deine Periode könnte ausbleiben, es könnte schwierig werden, Kinder zu bekommen, und du könntest frühzeitig Osteoporose entwickeln.“
Ich verstand kaum, was er mir sagen wollte.
Ich erklärte ihm, dass ich doch viel Sport trieb und mich „gesund“ ernährte. Aber das schien ihn wenig zu interessieren. „Dein Körper braucht Fett und warme, gekochte Nahrung“, erklärte er ruhig weiter.
„Laufen ist nicht gut für dich. Du solltest morgens kurze Meditationen machen und leichte Dehnübungen. So wenig Bewegung wie möglich.“
So wenig Bewegung wie möglich? Ich dachte, ich hörte nicht richtig. Bewegung war doch das Einzige, was ich tat! Skeptisch verließ ich die Praxis, und mein Ego schrie: „Das kann doch nicht sein!“ Aber tief in mir drin wusste ich, dass dieser Arzt recht hatte.
Von da an begann ich, mich in die ayurvedische Literatur zu vertiefen und mein persönliches Dosha zu analysieren. Mein Wissen habe ich in meinem E-book zusammengefasst. Nach und nach wurde mir klar, dass ich genau das Gegenteil von dem lebte, was meiner Konstitution guttat – in jeder Hinsicht. Meine Ernährung, meine Beziehungen, mein Sport, und sogar mein Umgang mit mir selbst. Jahrelang ernährte ich mich fast nur von Salat. „Möglichst wenig Kalorien, nichts Schweres“, das war mein Mantra.
Ich wollte mich immer leicht fühlen und Verantwortung vermeiden. Jahrelang reiste ich und lebte in den Tag hinein, ohne wirklich einen Plan für mein Leben zu haben. Das ging eine Weile gut, bis ich die Balance völlig verlor. Ich nahm acht Kilo ab, meine Haut und Haare wurden trocken, und ich wurde immer nervöser und ängstlicher.
Ich war tatsächlich in eine tiefe Vata-Disbalance geraten.
#2. Warum es so wichtig ist, deine Doshas ins Gleichgewicht zu bringen?
Stell dir vor, du hast drei sehr eigenwillige Mitbewohner – nennen wir sie Vata, Pitta und Kapha. Sie wohnen in deinem Körper und sind eigentlich dafür da, alles in Balance zu halten. Aber sobald einer dieser Chaoten aus der Reihe tanzt, ist das Chaos vorprogrammiert.
Vata, die Nervöse: Sie liebt es, überall gleichzeitig zu sein, sprudelt vor Ideen und ist die Queen der Multitasking-Künste. Sie sorgt dafür, dass du kreativ bleibst und dich leicht fühlst. Aber wehe, sie dreht zu sehr auf! Dann flattert sie wie ein aufgescheuchter Spatz durch dein Leben, lässt dich nachts wachliegen und bringt dich dazu, deinen Schlüssel zum fünften Mal zu vergessen. Oder schlimmer noch, sie sorgt dafür, dass dein Verdauungssystem denkt: "Ach, heute nehm' ich mal frei."
Pitta, die Feuerkugel: Dann gibt es da noch Pitta – die Powerfrau. Sie ist die, die dir Feuer unter dem Hintern macht, damit du die To-do-Liste abhaken kannst und den Kühlschrank nicht zum zweiten Mal vergisst. Wenn sie im Gleichgewicht ist, bist du der Inbegriff von Fokus und Durchsetzungskraft. Aber wehe, Pitta ist übermotiviert! Dann explodierst du bei der kleinsten Verzögerung an der Supermarktkasse und wirst zum Chefkoch des inneren Vulkans, der von Sodbrennen bis hitzigen Diskussionen alles bietet.
Kapha, der Gemütliche: Zu guter Letzt haben wir Kapha, den gechillten Typen, der einfach nur Ruhe und Beständigkeit will. Kapha sorgt dafür, dass du erdverbunden bleibst und nicht gleich aus der Haut fährst, wenn das Internet mal ausfällt. Aber Achtung! Wenn Kapha zu bequem wird, klebt er auf der Couch, schiebt Sportpläne immer auf „morgen“ und versorgt dich mit einem extra Kilo Gemütlichkeit... naja, vielleicht eher auf den Hüften.
Jetzt kannst du dir vorstellen, was passiert, wenn diese drei Unruhestifter aus dem Gleichgewicht geraten. Chaos! Dein Körper gerät durcheinander, deine Emotionen spielen verrückt und du fühlst dich einfach nicht mehr wohl in deiner Haut. Lerne hier mehr über die Doshas!
Warum also die Doshas balancieren?
Es ist, als würdest du versuchen, drei widerspenstige Teenager unter einem Dach zu managen. Wenn du ihnen nicht regelmäßig klare Anweisungen gibst und sie alle mal wieder auf Kurs bringst, bricht das pure Chaos aus. Mit einem ausgewogenen Vata bleibst du kreativ und beweglich, ohne ständig in der Luft zu hängen. Mit einem harmonischen Pitta kannst du Power zeigen, ohne alles und jeden zu verbrennen. Und wenn Kapha im Gleichgewicht ist, bist du das Fels in der Brandung – aber ohne auf der Couch festzukleben.
Sobald du es schaffst, diese drei in Balance zu halten, passiert Magie: Du fühlst dich energiegeladen, konzentriert und gleichzeitig entspannt. Du schläfst besser, isst mit Freude (ohne Schuldgefühle) und strahlst eine innere Ruhe aus, die andere sofort bemerken. Dein Verdauungssystem bedankt sich bei dir und sogar dein Haar wird wieder glänzen (ja, auch das hat mit deinen Doshas zu tun!).
Kurz gesagt: Die Balance deiner Doshas ist nicht nur der Schlüssel zu mehr Gesundheit, sondern auch zu einem gelasseneren, glücklicheren Leben. Du wirst merken, dass du plötzlich die Dinge im Griff hast, die vorher unerreichbar schienen – sei es deine Laune, deine Fitness oder deine Fähigkeit, ohne Drama durch den Tag zu kommen.
Also: Check dein Dosha, ich nenne es auch dein MindBodyType, bring die Truppe in Balance und sieh zu, wie sich dein Leben auf magische Weise verändert!
#3.5 Tipps, wie du dein Dosha im Alltag balancieren kannst
Ayurveda klingt vielleicht erstmal wie eine komplizierte Wissenschaft, aber eigentlich geht es nur darum, ein bisschen mehr Balance in unser chaotisches Leben zu bringen. Stell dir vor, du hättest einen unsichtbaren inneren Kompass, der dir sagt, wann du mal auf die Bremse treten oder wann du ruhig mehr Gas geben kannst. Spoiler: Dein Dosha ist dieser Kompass. Hier sind fünf praktische Tipps, wie du deine Doshas – egal, ob Vata, Pitta oder Kapha – im Alltag wieder ins Gleichgewicht bringst, ohne gleich alles umkrempeln zu müssen.
#1. Dein Tempo drosseln – besonders für Vata-Typen
Wenn du merkst, dass du ständig in Bewegung bist, von einem Projekt ins nächste springst und dich dabei immer mehr wie ein Duracell-Häschen fühlst, dann ist dein Vata wahrscheinlich am Durchdrehen. Der Schlüssel? Entschleunigen!
Setz dich hin und atme mal tief durch, bevor du versuchst, die Welt in einem Tag zu retten. Strukturierte Tagesabläufe helfen, dem Vata-Trubel entgegenzuwirken. Regelmäßige Essenszeiten, kurze Pausen, und – Achtung, das wird schwer – nichts tun. Für jemanden mit einem unruhigen Vata-Gemüt klingt das fast unmöglich, aber das Zauberwort hier ist "Routine". Kleine Rituale, wie eine Tasse Tee am Nachmittag oder ein kurzes Yoga- oder Meditationsprogramm, sind wahre Wunderwaffen gegen das innere Chaos.
#2. Iss warm und sättigend – nicht nur für Kapha
Kapha-Typen neigen dazu, sich an ihrer Komfortzone festzuklammern. Das heißt, wenn es draußen kalt und grau ist, könnte es passieren, dass du dich in eine Decke wickelst und mit einer Tüte Chips auf der Couch verschwindest. Um Kapha aus dem Winterschlaf zu holen, brauchst du aber das genaue Gegenteil: Leichte, warme und nährstoffreiche Mahlzeiten, die dich nicht in die Trägheit ziehen.
Für alle Doshas gilt: Koche lieber warme, gekochte Speisen statt ständig kalte Salate zu futtern. Gekochtes Gemüse, Suppen oder Eintöpfe sind ideal, um dein Verdauungsfeuer (Agni) anzukurbeln. Und hey, ein bisschen Fett ist nicht dein Feind – es sorgt dafür, dass dein Körper geschmeidig und dein Geist zentriert bleibt.
#3. Bewegung – aber richtig!
Jeder weiß, dass Bewegung wichtig ist, aber in Ayurveda ist es besonders wichtig, die richtige Bewegung für dein Dosha zu finden. Vata-Typen sollten sich nicht stundenlang durch die Gegend joggen, sondern lieber sanfte Yogaübungen oder Spaziergänge machen. Sie brauchen Erholung und Erdung – also, kein Power-Workout im Fitnessstudio, sondern entspannende Bewegung, die den Kopf beruhigt.
Für Pitta-Typen, die gerne mal alles auf 110 Prozent geben, ist die Herausforderung, nicht zu ehrgeizig zu sein. Klar, ein intensives Workout ist super, aber dabei nicht gleich in den Wettkampfmodus zu verfallen, ist die Kunst. Kapha hingegen könnte ein bisschen mehr Schwung gebrauchen: Power-Walking, Tanzen oder auch mal ein HIIT-Training – Hauptsache, es bringt dich in Bewegung und lässt dich nicht noch tiefer in die Couch sinken.
#4. Cool bleiben – besonders für Pitta
Pitta ist das Feuer-Dosha, und wenn es im Ungleichgewicht ist, dann brennen nicht nur die Sicherungen durch, sondern auch du selbst. Ein wütender Pitta-Mensch ist wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Damit es gar nicht erst so weit kommt: Kühle deinen Kopf!
Vermeide scharfes Essen, Alkohol und heiße Diskussionen (besonders die letzte Kategorie!). Stattdessen lieber eine beruhigende, abendliche Routine: ein Spaziergang bei Sonnenuntergang oder eine kühlende Yoga-Session. Kokoswasser, Gurkensalat und Minztee sind auch deine Freunde, wenn Pitta mal wieder zu heiß läuft. Und denk daran, dass du nicht immer alles kontrollieren kannst – loslassen ist manchmal die größte Erleichterung.
#5. Schlaf – die Geheimwaffe für alle Doshas
Schlaf ist ein unterschätzter Gamechanger, wenn es um die Balance der Doshas geht. Zu wenig Schlaf macht Vata nervös, Pitta reizbar und Kapha noch träger. Deshalb: Geh früh ins Bett! Und zwar vor 22 Uhr, wenn möglich. Warum? Weil laut Ayurveda die Nachtzeit bis 22 Uhr eher von Kapha dominiert wird, was den Körper beruhigt und entspannt. Danach übernimmt Pitta, und das kann dazu führen, dass du, wenn du zu spät ins Bett gehst, plötzlich wach und voller Energie bist – genau dann, wenn du eigentlich schlafen solltest.
Ein kleines Abendritual, wie ein warmes Fußbad oder eine Tasse Kräutertee, hilft dir, runterzufahren und den Tag in Ruhe abzuschließen.
Fazit: Balance ist kein Hexenwerk
Dein Dosha ins Gleichgewicht zu bringen, klingt vielleicht erstmal kompliziert, aber es ist viel einfacher, als du denkst. Es geht nicht darum, dein Leben komplett auf den Kopf zu stellen, sondern kleine, bewusste Änderungen vorzunehmen, die langfristig Großes bewirken. Mit ein bisschen mehr Achtsamkeit, Struktur und der richtigen Ernährung findest du die Balance – und vor allem, den Spaß dabei!
#4. Ayurveda ist für mich wie ein geheimer Werkzeugkasten,
der mir jeden Tag hilft, ein kleines Stückchen mehr Superheldin in meinem eigenen Leben zu sein – und zwar ohne mich dabei an einen Haufen komplizierter Regeln zu halten. Es geht nicht darum, sich ständig selbst zu optimieren, sondern die besten Versionen von mir selbst zu entdecken, für mich und meine Familie. Denn seien wir ehrlich, wenn Mama in Balance ist, profitieren alle davon!
Früher habe ich mich oft gestresst, ständig darüber nachgedacht, ob ich genug gemacht habe, mich richtig ernährt habe oder ob ich den nächsten Marathon schaffen muss. Aber Ayurveda hat mir gezeigt, dass ich nicht immer Vollgas geben muss, um gut zu leben. Manchmal reicht es, wenn ich meinen Tag mit einer kleinen Runde Yoga starte, etwas Warmes zum Frühstück esse, statt hektisch an meinem Kaffee zu nippen, und tief durchatme, wenn der Tag mal wieder nicht so läuft wie geplant.
Und das Beste? Es fühlt sich nicht an wie eine strenge Diät oder ein unerreichbares Ziel. Ayurveda passt sich meinem Alltag an – nicht umgekehrt. Wenn ich merke, dass ich aus der Balance gerate (meistens dann, wenn ich mein Handy im Kühlschrank suche), weiß ich, dass ich kleine, machbare Dinge ändern kann. Keine großen Dramen, keine Schuldgefühle, sondern einfach wieder zurück auf den Kurs des Wohlfühlens.
Es geht also nicht darum, die „perfekte“ Ayurveda-Checkliste abzuarbeiten. Es geht darum, zu spüren, was ich gerade brauche, und meinem Körper die Werkzeuge zu geben, die ihm guttun.
In einem Satz: Ayurveda hat mir gezeigt, wie ich auf mich selbst achten kann, ohne dass es kompliziert wird – und das ist das Geschenk, das ich mir (und meiner Familie) jeden Tag machen kann.
Lerne mit mir Ayurveda von Anfang an!
Liebe Grüße
Eure Steffi
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